Je älter unsere Schüler werden, desto stärker wird ihr Bedürfnis, den Schutzraum „Schule“ auch einmal zu verlassen, um „im wirklichen Leben“ eigene Erfahrungen zu sammeln. Dieser inneren Entwicklung wird mit den verschiedenen Praktika Rechnung getragen. Die Praktika decken ganz unterschiedliche Lebensbereiche ab und dauern zwischen einer und drei Wochen – für ein intensives Erleben der jeweiligen Welt.
Die Praktika dienen ausdrücklich nicht der Berufsfindung. Im vorgegebenen Rahmen können die Schüler aber Praktikumsbetriebe auswählen, die ihren Interessen entsprechen.
Die Bedeutung des Lebensraumes Wald für uns Menschen hautnah erleben
Die Schüler arbeiten gemeinsam mit Förster und Lehrer 8 Tage im Wald. Die Schüler lernen den Wald aus einer neuen Perspektive kennen, es werden Bäume gefällt, neue gepflanzt. Der wichtigste Aspekt dieses Praktikums ist nicht sein forstwirtschaftlicher Nutzen, sondern die Erkenntnis der Schüler, dass das eigene Handeln eine Bedeutung und Konsequenzen für die Welt und die Zukunft hat, und zu veranschaulichen, dass der Mensch und die Natur zusammen gehören.
Wenn Sie auf der Bonner Waldau Drahtboxen mit Büschen in den Wildgehen sehen: Schüler unserer Schule haben sie in ihrem Forstpraktikum gefertigt, damit die Rehe und Hirsche am frischen Grün knabbern können, ohne die Pflanzen zu zerstören.
Die Verarbeitung unserer Nahrung erleben.
Schüler*innen berichten von ihrem Praktikum:
Das einwöchige Küchenpraktikum begann täglich nach dem Hauptunterricht um 10:00 Uhr und endete um 14:30 Uhr. Wir durften das Küchenpraktikum zu zweit machen und entschieden selber, mit welchen Klassenkamerad:innen wir das Praktikum machen wollten.
Wir wurden freundlich von dem Küchenteam in Empfang genommen und wurden herzlich in der Schulmensa begrüßt. Wir bekamen ein grünes T-Shirt und eine grüne Küchenschürze. Das war unsere tägliche Arbeitskleidung.
Während der Praktikumswoche haben wir einen Einblick in die Schulmensa bekommen. Wir haben jeden Tag für die Salatbar Paprika, Salat, Käse, Mais, Möhren, Tomaten und rote Beete vorbereitet. Wir haben erfahren, dass die Schulmensa größtenteils Lebensmittel aus dem biologischen Anbau verwendet. Beim Nachtisch haben wir auch mit Freude mitgeholfen. Die OGS bekam von uns immer rechtzeitig ihr Mittagessen geliefert, wobei wir auf dem Weg viel lachen mussten, denn der Essenswagen machte nicht immer das, was wir wollten.
Beim täglichen Abwasch staunten wir: Die Spülmaschine lief nur 1 Minute 30 Sekunden.
Die Stimmung in der Küche war gut und wir haben viel gelernt und gelacht. Einen herzlichen Dank geht an das freundliche Küchenteam, das uns mit Freude und Geduld durch das Küchenpraktikum begleitet hat.
O. G.M.
Die Entstehung unserer Nahrung miterleben und ihren Wert für uns erkennen
Schüler suchen sich einen möglichst biodynamischen Hof aus und bewerben sich dort. Sie absolvieren das Praktikum allein oder zu zweit. Die Praktika können auch im Ausland stattfinden, um beispielsweise Sprachkenntnisse zu verbessern. In dem Praktikum erleben die Schüler die Entstehung unserer Nahrung und erkennen ihren Wert für den Menschen. Darüber hinaus lernen sie ihre wachsenden Körper- und Willenskräfte sinnvoll einzusetzen und steigern ihre Durchhaltekraft. Für manchen ist das Kennenleren der eigenen Grenzen eine wertvolle Erfahrung.
Die eigenen Stärken, Schwächen und Fähigkeiten in der Arbeitswelt handwerklicher Betriebe unmittelbar erproben
In verschiedenen Handwerksbetrieben lernen die Schüler, in einem überschaubaren Betriebszusammenhang exakt und verantwortungsbewusst zu arbeiten.
Praktisch angewandte Mathematik beim Vermessen eines Geländes und dem Zeichnen der dazugehörigen Landkarte
Die Klasse fährt an einen Ort, an dem sie in Kleingruppen ein Gelände vermisst und aus den Teilkarten der Gruppe eine genaue Karte erstellt. Trigonometrie wird praktisch angewendet. Die Notwendigkeit exakt zu arbeiten wird beim Auswerten der Messergebnisse von allein deutlich. Das gemeinsame Arbeiten und Zusammenleben stärkt die Klassengemeinschaft und fördert die soziale Kompetenz.
Die praktische Auseinandersetzung mit ethischen Fragen im pflegenden und sorgenden Dienst für den anderen Menschen
In Krankenhäusern, Altenheimen, Behindertenwerkstätten, integrativen Kindergärten etc. nehmen die Schüler und Schülerinnen pflegerische, soziale Aufgaben wahr.